Besser Streamen Folge 1


Besser Streamen 
Folge 1


Streamen auf audiophilem Niveau ist anspruchsvoller, als es den Anschein hat. Für die Werbung scheint die Sache dagegen einfach: Man schnappe sich einen Bluetooth-fähigen Verstärker, ein Smartphone – und schon geht die Sonne auf. Warum dem nicht so ist und wie wir beim HiFi Studio Wittmann mit dem Thema Streaming umgehen, hat ein dreiteiliger Blog zum Inhalt. In Folge 1 berichten wir über unsere langjährigen Erfahrungen mit HiRes-Audio. Part 2 erklärt, wie man vorgehen muss, um musikalisch überzeugend zu streamen. Folge 3 wendet sich schlussendlich an Perfektionisten, die auf den Klang-Olymp wollen.

Verlustfreie Kompressionsverfahren
Schauen wir uns zunächst die aktuelle Situation an. Die Voraussetzungen für hochwertige Musikwiedergabe sind heute dank schneller Internetverbindungen ideal: Streaming-Dienste wie Qobuz (unser Favorit) bieten Millionen Alben als verlustfreie FLAC-Streams zur Auswahl an. Damit sind wohlklingende Medien endlich wieder bezahlbar geworden, denn ein Qobuz-Monatsabo kostet nicht mehr als eine durchschnittliche SACD und bietet obendrein Zugang zu unzähligen Alben der Musikgeschichte. Kurzum: Mit dem Siegeszug von Streaming gibt es keinen Grund mehr, sich mit einer niedrigeren Auflösung zufrieden zu geben.

HiRes – noch kein Garant für Top-Klang
Gleichwohl sind hochauflösende Formate leider noch kein Garant für Top-Klang. Das waren sie, ehrlich gesagt, noch nie! Wir wissen das aus Zeiten, bevor Musik-Streaming der neue digitale Standard wurde. So ist der Klang einer CD, wiedergegeben über einen erstklassigen CD-Spieler wie dem Luxman D-03X, besser als der einer hochauflösenden SACD, abgespielt über irgendeinen mittelmäßigen Multiformat-DVD-Blu-ray-Player. Wir halten daher fest: Hochauflösende Datei-Formate allein bringen noch keinen Top-Klang. Dazu gehört immer auch adäquate Equipment, das in puncto Qualität auf Augenhöhe spielt. 

Was uns der Umgang mit PCs gelehrt hat
In den Nullerjahren – noch vor dem Streaming-Zeitalter – dachten wir, ein solches Abspielgerät auf Augenhöhe könnte ein edles Apple-Notebook sein, das wir damals als Stand-Alone-Server verwendeten, um gespeicherte Musik-Files abzuspielen. Musikalisch wirklich überzeugenden Digitalklang nach heutigen Maßstäben konnten wir auf diesem Weg zwar nicht erzielen, doch dafür konnten wir vieles lernen: Je schneller der Prozessor, je besser die Festplatte, desto besser die Musik. 
Besonders interessant war die Entdeckung, dass SSD-Festplatten (Solid State Drives) klanglich überzeugender waren als herkömmliche Festplattenlaufwerke (HDD). Noch spannender wurde es, als wir feststellten, dass selbst unterschiedliche SSDs eigene klangliche Charakteristika aufwiesen. Diese Erkenntnisse haben unser Verständnis für die klanglichen Auswirkungen digitaler Hardware grundlegend geprägt.

Der Audio-Only-PC wies uns den Weg
Und noch etwas haben wir damals erkannt: Je mehr Prozessorleistung einem PC für die Musikwiedergabe zur Verfügung stand, umso überzeugender war am Ende auch seine Performance. Endpunkt dieses Erkenntnisprozesses war für uns der Audio-only-PC – ein Notebook, auf dem wir alle nicht musikrelevanten Programme kurzerhand löschten. Im Audio-Himmel waren wir mit dieser Lösung aber noch immer nicht. Warum eigentlich nicht, werden Sie jetzt vielleicht denken: Es sind doch nur Nullen und Einsen!

Mehr als nur Nullen und Einsen
Doch dann tauscht man als experimentierfreudiger Händler das LAN-Kabel oder das Netzteil des Routers aus und fällt vom Glauben ab! Tja, und wenn sich danach noch mit den Themen Galvanische Trennung, Jitter und Timing und mechanische Entkopplung beschäftigt, muss man konstatieren, dass bei einer Übertragung mit Nullen und Einsen noch viele weitere Dinge von Bedeutung sind. Und genau das ist aus unserer Sicht der Grund dafür, warum dezidierte Audio-Streaming-Bridges oder Musikserver wie beispielsweise die Geräte von Innuos normalen Rechnern musikalisch klar überlegen sind. IT-Freaks, die Ihren Rechner bis zum Geht-nicht-mehr optimiert haben, lesen das nicht gerne, das wissen wir. Doch dedizierte, audiophile Musikserver, wie die oben erwähnten Innuos-Geräte sind so gebaut, dass sie vom Stromnetz, von Router-Störgeräuschen, aber auch vom Körperschall isoliert sind – und das kann man hören! Doch noch vor der Streaming-Bridge sollten Musikfreunde immer erst ihr LAN verbessern. Wie das geht, folgt dann in Part 2 unseres Besser-Streamen-Blogs.